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Trockene warme Hände in 30 Minuten – für immer!

Viele Menschen beginnen unter Stress, Anspannung oder in peinlichen Situationen an den Händen zu schwitzen. Wer körperlich hart arbeitet oder großer Hitze ausgesetzt ist, hat auch eine vermehrte Schweißbildung. Das dient physiologisch zur Kühlung und ist nicht krankhaft. Die krankhafte Version heißt Hyperhidrose. Hyperhidrose bedeutet nicht, einfach viel zu schwitzen. Stattdessen ist es bei dieser Regulationsstörung so, dass auch dann zu viel Schweiß gebildet wird, wenn eine Abkühlung des Körpers nicht notwendig wäre. Die Ursache für den Schweißausbruch liegt in diesem Fall in einer Fehlfunktion des vegetativen (unwillkürlichen) Nervensystems, wodurch die Schweißdrüsen verstärkt angeregt werden. Der Sympathikus steuert zusammen mit seinem Gegenspieler, dem Parasympathikus lebenswichtige Vorgänge. Während der Parasympathikus die Regeneration, den Reservenaufbau und die Körperfunktionen in Ruhe gewährleistet, besteht die Aufgabe des Sympathikus darin, den Organismus auf eine erhöhte körperliche Leistung vorzubereiten. 

 

Der sympathische Grenzstrang ist eine Ganglienkette entlang der Wirbelsäule, die netzartig mit den anderen Nerven des Körpers verbunden ist. Dabei sind die Zielgewebe der sympathischen Nervenbahnen die glatte Muskulatur der Blutgefäße und Bronchien, sowie die Drüsen. Erhöhte Aktivität des Sympathikus steigert die Herz- und Atemfrequenz, den Blutdruck, die Durchblutung der Skelettmuskulatur. Neben dieser gesteigerten Leistungsbereitschaft sorgt der Sympathikus umgekehrt für eine Verringerung von Vorgängen, die im Kampf und auf der Flucht (Stress) nicht unbedingt erforderlich sind. Dazu gehören die Darmtätigkeit (verminderte Peristaltik und Drüsensekretion), aber auch die Durchblutung der Haut (Folgen: kalte Haut und Hände etc.) und Schleimhaut, des Darmes und der Nieren, ja sogar des Gehirns, wo der Sympathikus eine Gefäßverengung bewirkt. Gleichzeitig wird die Schweiß Produktion gesteigert, um die Gefahr einer Überhitzung des Körpers durch die vermehrte  Leistungserbringung zu verhindern. 

 

Das vegetative Nervensystem ist daher ein wunderbares System zur autonomen Regelung unserer Körperfunktionen, wären da nicht die krankhaften Störungen dieses Systems. Denn kalte und triefnasse Hände oder Achseln sind unpraktisch, wenn man gerade nicht kämpfen will. 

 

Krankhafte Schweißhände, im Fachjargon „Hyperhidrosis palmaris“, sind neben vermehrtem Schwitzen der Achseln die am häufigsten verbreitete Form von übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose). Die primäre Hyperhidrose kommt mit einer Häufigkeit von fast 3 % in der Bevölkerung vor und kann das tägliche Leben in erheblichem Ausmaß beeinflussen, sowohl in funktionaler, als auch in sozialer Hinsicht. Dies führt in vielen Fällen zu einer hohen psychischen Belastung und einem sozialem Rückzugsverhalten der betroffenen Person. 

Die soziale Beeinträchtigung, welche die Hyperhidrose mit sich bringen kann, stellt für manche Betroffene ein enormes Problem dar. Oft leiden die Betroffenen schon in frühem Alter an diesem Problem, in der Pubertät und als Teenager nimmt das Leiden oft sogar noch an Intensität zu. 

 

So ist die soziale Beeinträchtigung welche die Hyperhidrose palmaris mit sich bringt  enorm, wobei sich die Symptome im Teenageralter oft noch verstärken. Schon das Handgeben bei der Begrüßung wird meistens gemieden da ein feuchter Händedruck als peinlich und unangenehm empfunden wird. Damit können schweißnasse Hände eine Einschränkung und Behinderung bei der Aufnahme von Sozialkontakten mit sich bringen, und die Lebensqualität und Lebensfreude der Patienten deutlich verringern und nicht selten in sozialer Isolation enden. Auch  kann eine schwere Hyperhidrose die Berufswahl deutlich beeinträchtigen und in Einzelfällen zu einer Berufsunfähigkeit führen. Man denke an Handhabung mit feuchtigkeitsempfindlichen Materialien, den Umgang mit elektrischen Geräten und Werkzeugen, die Arbeit als Sekretärin oder Musiker. Oft ist in Folge ein Berufswechsel notwendig. 

 

Die primäre Hyperhidrose kann den gesamten Körper betreffen, in der überwiegenden Zahl der Fälle tritt sie jedoch örtlich umschrieben auf. Meistens sind Hände und Füße, die Achseln oder der Gesichtsbereich betroffen. In der Regel setzen die Erscheinungen im frühen Erwachsenenalter ein. Auslösend wirken nicht nur höhere Umgebungstemperaturen und körperliche Aktivität, sondern vor allem auch emotionaler Stress. Immer besteht ein Missverhältnis zwischen auslösendem Reiz und dem Ausmaß der Schweißproduktion. Der Leidensdruck führt zur Vermeidung sozialer Kontakte, auch die berufliche Entfaltung wird negativ beeinflusst. Typischerweise hört das Schwitzen der Achseln und der Hand- und Fußflächen während des Schlafes auf.

Symptom Checkliste der Hyperhidrose:

  • Übermäßiger Bildung von Schweiß unabhängig von anderen Faktoren, wobei sich nach Abwischen der Schweißtropfen unverzüglich neuer Schweiß bildet.
     

  • Es ändert sich die Farbe der Hände (oft pink) entsprechend des Natrium und Mineralgehaltes des Schweißes
     

  • Beginn der Symptome im Kindes- bis Jugendalter (< 25 Jahre)
     

  • Auftreten des Schwitzens temperaturunabhängig, unvorhersehbar und nicht willentlich kontrollierbar
     

  • Fokales Auftreten an einer oder mehreren Prädilektionsstellen mit symmetrischem Befall
     

  • Auftreten öfter als 1x pro Woche mit Beeinträchtigung des Alltages
     

  • Kein vermehrtes Schwitzen während des Schlafes
     

  • positive Familienanamnese

Diagnostische Massnahmen bei Verdacht auf Hyperhidrose:

Die Diagnostik der Hyperhidrosis palmaris wird zum Einen mittels Jod Stärke Test nach Minor gestellt, wobei hier das aktiv sezernierende Areal farblich abgegrenzt werden kann, zum Anderen kann zur quantitativen Diagnostik die Schweißmenge pro Zeiteinheit anhand der sogenannten Gravimetrie mittels Filterpapier, Stoppuhr oder Ultrafeinwaage gemessen werden. Die Diagnosestellung und Beurteilung des Schweregrades einer primären Hyperhidrose sind dem behandelnden Arzt vorbehalten, der auch über die am besten geeignete Therapie der Erkrankung entscheidet und dies durchführt oder bestimmt.

 

Diese Symptome können entsprechend der sichtbaren Ausprägung des Schweißes an den Handflächen in drei Schweregrade unterteilt werden:

 

Grad 1: Leichte Hyperhidrose: 

  • stark erhöhte Hautfeuchtigkeit
     

Grad 2: Mäßig starke Hyperhidrose: 

  • Schweißperlen bilden sich

  • Begrenzung der Schweißausbrüche auf den Schwitzherd
     

Grad 3: Starke Hyperhidrose:

  • Abtropfen von Schweiß

  • Transpiration betrifft auch die Streckseite der Finger, sowie den seitlichen Rand der  Hand

Welche Massnahmen kann man heute anbieten?

Es gibt eine Reihe von Behandlungsansätzen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Sie reichen von konservativen topischen Behandlungsmethoden bei denen auf die direkt betroffenen Areale Cremes, Tinkturen oder Puder appliziert werden - hier ist die Wirksamkeit jedoch nur auf wenige Stunden begrenzt - über systemisch verabreichte Tees (Salbeitee), Iontophorese (temporärer Verschluss der Schweißdrüsen mittels Gleichstrom), der Behandlung mit Botox (schmerzhaftes Injizieren von stark verdünntem Botulinum Toxin unter die Haut, wobei pro Hand bis zu 50 Injektionspunkte festgelegt werden müssen, die Wirkung hält etwa 6 Monate an) bis hin zur chirurgischen Therapie mit der sogenannten ESB, der Endoskopischen Sympathikus Bockade.

Grundsätzlich sind alle diese Therapieansätze rein symptomatische Massnahmen für ein Problem, für das die Schulmedizin keine schlüssige und durchgehende kausale Erklärung hat. Es ist daher sinnvoll, als begleitende Massnahme, oder sogar vor jeder lokalen Behandlung mit einer etablierten komplementären Therapieform, wie beispielsweise der Traditionellen Chinesischen Medizin – TCM – dem zugrunde liegenden Regulationsproblem auf den Grund zu gehen. Sehr oft ist dies von gutem Erfolg belohnt, die Symptome werden deutlich gemildert, oder verschwinden komplett und lokale Therapieformen können eventuell entfallen. 

Sind auch konservative Therapieansätze mit Bädern, Tinkturen und Botox nicht erfolgreich, muss man bei Vorliegen einer Grad 2-3 Hyperhidrose die operative Therapiemöglichkeit anraten. Leider wird von dieser Behandlungsform oft erst sehr spät Gebrauch gemacht und der Leidensweg der betroffenen Patienten verlängert.

Endoskopische Sympaticus Blockade (ESB)

Bei dieser Operation werden Nerventeile (der sympathische Grenzstrang) blockiert, welche u.a. für das Schwitzen an den Händen verantwortlich sind, und somit das Problem der Schweißhände minimiert. Der Eingriff ist auch sehr gut zur Behandlung der axillären Form der Hyperhidrose geeignet.

 

Die Operation wird in Allgemeinnarkose mit einer 5 mm Optik und zwei kleinen Schnitten am Brustkorb der betroffenen Seite durchgeführt. Der sympathische Grenzstrang wird im Bereich der Rippenköpfchen neben der Wirbelsäule aufgesucht und an unserer Abteilung mittels eines kleinen Titanclip in Höhe des 4. Brustwirbels blockiert (ESB4). Bei starkem Schwitzen mit Betonung der Achselhöhle kann auch ein zweiter Clip in Höhe des 5. Brustwirbels (ESB5) gesetzt werden. Die Methode ist nicht geeignet zur Behandlung eines vermehrten Schwitzens an den Füssen (Hyperhidrosis plantaris). Trotzdem wird in solchen Fällen bei der Behandlung einer axillären oder palmaren Hyperhidrose in 30 Prozent auch eine Verbesserung der Situation an den Füssen beobachtet. 

Es werden auch andere Verfahren beschrieben, bei denen der Grenzstrang unterhalb des 2. Brustwirbelkörpers an mehreren Stellen geclipt oder durchtrennt wird. Diese ältere Techniken haben jedoch im Vergleich deutlich mehr unerwünschte Nebenwirkungen und haben die ausgezeichnete Methode über einige Jahre in Misskredit gebracht. Besonders das so genannte kompensatorische Schwitzen, ein einseitig massiv vermehrtes Schwitzen am Rücken oder der Brust bei gleichzeitig trockener Hand der operierten Seite sind für die betroffenen Patienten sehr unangenehm. Dies kann mit sehr großer Sicherheit beim ESB4 Verfahren verhindert werden. An unserer Abteilung wurde diese Methode noch weiter angepasst, so dass Nebenwirkungen praktisch nicht mehr beobachtet werden.

Die Verwendung eines Clip anstelle der Durchtrennung des Nerven erlaubt eine potentielle Reversibilität des Effektes der Operation, indem der Clip entfernt werden und der Nerv sich regenerieren kann, falls im Ausnahmefall der gewünschte Erfolg nicht gegeben sein sollte. Die Nervenblockade einer Seite ist in der Hand des Erfahrenen ein sehr komplikationsarmer und kurzer Eingriff, der in 30 Minuten in einer Narkose an beiden Seiten durchgeführt werden kann. In den meisten Fällen wird die Operation ohne Platzierung von Drainagen durchgeführt und der Patient kann das Spital bereits am Tag nach dem Eingriff wieder verlassen.

Endoskopische Sympathicus Blockade

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